Franziskus und die Krippe

von Barbara Sandfort

Eindrücke vom diesjährigen Adventswochenende für Familien

Seminar im Advent

Am 2. Adventswochenende war es soweit: 14 Familien mit insgesamt ca. 60 Teilnehmer/innen trafen sich in Winterberg-Elkeringhausen, um in Gemeinschaft ein Wochenende lang bewusst Abstand vom hektischen Alltag in der Vorweihnachtszeit zu nehmen.

Ideengeber für diese ereignisreichen Tage war kein geringerer, als Franziskus von Assisi! Ja, was wäre Weihnachten ohne Krippen und Krippenspiele? Kaum eine Weihnachtsfeier und kein Familienweihnachtsgottesdienst ohne Krippenspiel, kaum ein Wohnzimmer ohne Krippe unter dem Weihnachtsbaum… Das war aber nicht immer so und der Mann, der damit begonnen hat, hat sein Lebtag nie daran gedacht, dass aus seiner Idee mal ein Welterfolg würde. Was heute eher romantisch wirkt, war von seinem Ursprung her eine riesige Provokation! Daher ist es nur folgerichtig, dem Phänomen „Krippe“ die Aufmerksamkeit des kompletten Adventswochenendes zu widmen.

Das Motto der Tage „Franziskus und die Krippe“ inspirierte also förmlich dazu, den Begleitumständen, unter denen die „Erfindung der Weihnachtskrippe“ durch Franziskus von Assisi immerhin schon im Jahr 1223 stattgefunden hatte, nachzuspüren… und warf provozierende Fragen auf…

Franziskus hatte nämlich zu Weihnachten des Jahres 1223 eine glänzende Idee, als er damals mitten in der damaligen heiligen Nacht nicht zur Kirche, sondern nach draußen in den Wald nahe der Stadt Greggio ging. Die Brüder und vor allem die einfachen Bewohner der Stadt und die Bauernfamilien der Umgegend folgten ihm in Scharen in einem langen Zug mit Fackeln und Kerzenlichtern, um mitzuerleben, was dort im Wald Ungewöhnliches vor sich ging: In einem alten Stall wurde notdürftig eine Futterkrippe zusammengezimmert und mit Heu und Stroh ausgelegt. Bauern drängten sich um diese Krippe und fanden sich zu einem spontanen Spiel zusammen. Sie spielten zur gesungenen Erzählung des Weihnachtsevangeliums aus dem Mund von Franziskus unter dem freien kalten Nachthimmel Maria und Josef und die Hirten. Auch ihre Schafe hatten sie dabei und Ochs und Esel standen ebenfalls nahe bei der Krippe.

Durch dieses eindrückliche Erleben verstanden die Menschen schnell: Das Kind, das da geboren wurde, gehörte und gehört bis heute zu den kleinen Leuten, zu den Bauern und Handwerkern, zu denen, die verfolgt werden und keine Heimat mehr haben – kurzum: zu Menschen wie denen, die Franziskus in dieser Weihnachtsnacht in den Wald gefolgt waren. Zeitlebens öffnete Jesus sein Herz denen, die nichts galten, die sich unwichtig vorkamen und am Rand der Gesellschaft standen. Dieser revolutionäre Kern der Weihnachtsbotschaft ist bis heute gleich geblieben: Die wahre Größe des Messias liegt im Verzicht auf Macht und Selbstdarstellung und verlangt auch von uns heutigen Menschen die uneingeschränkte Solidarität mit den (in jeder Hinsicht) „kleinen Leuten“…

Dieser, im besten Sinn franziskanischen Provokation, haben wir uns als Familien im Erleben dieses Adventswochenendes gestellt. Im Nachdenken und in der Meditation, beim Singen und Spielen, beim thematisch angeleiteten Bauen einer eigenen Weihnachtskrippe für die Familie, beim Gestalten und Erwandern eines Krippenweges mit 24 Stationen durch den Wald, beim Riechen adventlicher Düfte und beim gemeinsamen Essen vorweihnachtlicher Köstlichkeiten bekamen die Teilnehmer der Tage in Elkeringhausen ein Gespür dafür, was es wirklich heißen kann, Mensch zu werden.

Und beim Blick in die Krippe am Ende eines nächtlichen Fackelzuges durch die Natur im Geist des Franziskus von Assisi wurde wieder einmal die Sehnsucht nach einer Welt spürbar, in der das Unscheinbare groß werden kann und Menschen nichts anderes als Menschen sein müssen.

Nun, am Ende des Wochenendes blieben viele offene Überlegungen im Raum stehen und wirken sicher auch bis jetzt noch lange nach: Was wäre eigentlich, wenn am Weihnachtsfest selbst die ein oder andere solche „Waldweihnacht-Begegnung“ möglich wäre… Unsere kirchlichen Gottesdienstfeiern könnten eine wirkliche Konkurrenz bekommen…

Was suchen Menschen wirklich und wo würden sie danach suchen? – In der Kirche oder im Wald! Ja, und dazu gibt uns die Weihnachtsbotschaft auch und gerade nach diesem gemeinsam verbrachten Adventswochenende selbst die Antwort.

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